Warum Nachhaltigkeit? Weil wir es können und wollen
Ein Gespräch mit Katrin Lässig, Ricarda Lorenz und Andrea Kis darüber, wie sie im Unternehmen Nachhaltigkeit leben, Gäste und Teams in die Prozesse einbeziehen und weshalb es nur diesen Weg in die Zukunft gibt.
Katrin Lässig leitet den Bereich Nachhaltigkeit und Real Estate bei der Mitteldeutschen Flughafen AG, wozu die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden mit über 1.400 Mitarbeitenden gehören.
Ricarda Lorenz ist die Geschäftsführerin der Thermalbad Wiesenbad Gesellschaft für Kur und Rehabilitation GmbH mit etwa 185 Beschäftigten, die der Umwelt und Klimaallianz Sachsen angehört.
Andrea Kis ist die Direktorin des Landestourismusverbandes Sachsen e.V., dem Dachverband mit 4.500 direkten und indirekten Mitgliedern des Dienstleistungssektors.
Vom Dreiklang, zukunftsfähig zu sein
Nachhaltigkeit meint gute ökologische, ökonomische und sozial verträgliche Veränderungen. Welchen Schwerpunkt setzen Sie in Ihren Unternehmen?
Katrin Lässig: Nachhaltigkeit wird oft mit Ökologie verknüpft, aber der Dreiklang der drei Dimensionen ist entscheidend, auch wenn die Perspektiven darauf sehr unterschiedlich sind. Stakeholder sehen den ökonomischen Faktor, Flughafenanwohner den ökologischen und für uns als Verantwortliche in Führung hat die soziale Nachhaltigkeit stark an Gewicht gewonnen. Aber nur im Dreiklang entsteht Nachhaltigkeit, die ich mit Zukunftsfähigkeit gleichsetzen würde.
Aber lässt sich ökologisch nachhaltig zu handeln nicht besser darstellen und vermarkten?
Ricarda Lorenz: Nein. Gerade weil es überall an Arbeits- und Fachkräften fehlt, ist für mich die soziale Komponente ein absolut wichtiger Baustein, zum Beispiel bei dem Thema psychische Gesundheit. Mitarbeitende können therapeutische und ärztliche Hilfe bei Bedarf sofort in Anspruch nehmen. Sauna und Therme sind für sie zugänglich. Es gibt Sonderkonditionen für sportliche Trainings und geführte Wanderungen. Als regionaler Arbeitgeber fernab von Großstädten stelle ich bevorzugt Menschen von hier ein. Auch das ist für mich nachhaltig. Diese Liste könnte ich fortsetzen, aber ich merke gerade, wir müssen viel mehr über diese Benefits sprechen.
Katrin Lässig: Richtig. Das muss immer wieder transparent kommuniziert werden. Auch wir fördern betriebliches Gesundheitsmanagement wie Kurse und Fitnessclubmitgliedschaften oder helfen bei besonderer psychischer Belastung, Erstgespräche zu vermitteln. Jobticket und Jobräder zum Leasen, auch für Familienangehörige, unterstützen wir finanziell – genauso wie die Kinderbetreuung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Sommerferien. Ebenso wichtig sind uns Aus- und Weiterbildungen, denn sie sind ein Bekenntnis zu neuen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für den LTV SACHSEN?
Andrea Kis: Als Dachverband haben wir eine Vorbildfunktion und schauen, wo die Entwicklungen hingehen – Stichwort Masterplan Tourismus, den das Ministerium auf den Weg gebracht hat. Nachhaltigkeit wird darin als Qualitätsmerkmal definiert. Diese Qualität fokussieren wir schon seit vielen Jahren mit der Initiative ServiceQualität Deutschland. Vor drei Jahren haben wir selbst den Nachhaltigkeitscheck von TourCert gemacht. Ob großer, mittlerer oder kleiner Akteur im Tourismus – jeder kann für seine Verhältnisse mit geeigneten Maßnahmen sozial nachhaltig auftreten. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Wettbewerb ein großes Geschenk.
Betrachten wir die ökologische Komponente. Sind Flughäfen und Thermalbäder nicht ziemliche Klimasünder?
Katrin Lässig: Das mag auf den ersten Blick so aussehen. Als Flughafen schaffen wir die Infrastruktur für die Airlines. Und wir nehmen Einfluss auf die Kraftstoffentwicklung und sind Treiberin des Projektes NetZeroLEJ für klimaneutrales Fliegen. Als würde das nicht reichen, schauen wir auf leisere Geräte und wer auf alternative Kraftstoffe setzt. Das spiegelt sich in der Gebührenordnung wider. Wir arbeiten mit dem Sachsenforst für Ersatzpflanzungen zusammen, wollen Photovoltaik auf Freiflächen betreiben, nutzen grünen Strom und prüfen auch den CO2 -Abdruck von Beton, den wir verbauen. Bis 2030 wollen wir CO2 -neutral sein. Darüber hinaus sind wir mit vielen Akteuren in der Strukturwandelregion in Gesprächen und engagieren uns im Sponsoring für nachhaltige Projekte um gemeinsam noch zukunftsfähiger zu werden.
Ricarda Lorenz: Thermalbäder zu betreiben, ist sehr energieintensiv. Das nehmen viele gar nicht wahr. Wir haben deshalb ein Nachhaltigkeitskonzept, das wir stetig weiterentwickeln. Wir erzeugen 50 Prozent unseres Stromes selbst durch ein Wasserkraftwerk mit Fischaufstieg. Weitere 25 Prozent unseres Strombedarfs decken wir über ein Blockheizkraftwerk. Durch die Toilettenspülung unserer Gästezimmer mit 260 Betten fließt abgebadetes Thermalwasser. Dem gegenüber steht jedoch ein hoher Verbrauch an Erdgas. Deshalb wollen wir Wärme nutzen, die wir selbst im Boden haben. Aber da wir in einer Heilwasserschutzzone liegen, besteht keine Chance auf Tiefenbohrungen. Und bei dem Thema Photovoltaik auf denkmalgeschützten Gebäuden sind die Rahmenbedingungen auch nicht in jedem Fall für Unternehmen von Vorteil. Die Gesetzgebung bzw. die Umsetzung dieser ist manchen guten Neuerungen noch im Weg.
Andrea Kis: Das bringt mich zum Thema ÖPNV, ein elementarer Teil beim Reisen. Hierbei auf das gesteigerte Umweltbewusstsein eingehen zu können und eine gute Erreichbarkeit für Gäste vorzuhalten, ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Dabei gilt es, Kooperationen zwischen Verkehrsunternehmen, Branche und Kommunen auszubauen und auch innovative Lösungen auszuprobieren. Auch die regionalen Lieferketten sind genaugenommen eine komplexe Angelegenheit, oft fehlen vielerorts ausreichend Angebote.
Ricarda Lorenz: Da stimme ich dir absolut zu. Dafür brauchen wir die Leuchttürme im Reiseland Sachsen, die kleinere Unternehmen quasi aus ihrer Ecke holen. Wir dürfen das Thema nicht wegschimpfen. Wir haben zum Beispiel selber eine Wäscherei gebaut. Perspektivisch können wir auch andere Akteure in der Region unterstützen.
Also mit gutem Beispiel vorangehen?
Andrea Kis: Es ist unsere Aufgabe, ein nachhaltiges Bewusstsein auf allen Ebenen zu schärfen – bei Kunden, Gästen, Mitarbeitenden und Zulieferern. Nachhaltigkeit wird von vielen als Unwort deklariert und als Zusatzbelastung empfunden, die sie überfordert. Umso stärker müssen wir Best Practice aufzeigen, Wissen und Mehrwert vermitteln und letztlich auch Investitionen unterstützen, wenn wir alle eine Zukunftsperspektive haben wollen. Da ist der Freistaat dran.
Katrin Lässig: Viele Unternehmer tun ja schon sehr viel und wissen es bloß nicht, weil sie sich mit den Regularien wenig beschäftigen. Es gibt ja auch keine Schablone, nach der alle gleich vorgehen können. Doch nachhaltig zu arbeiten, muss nicht zwingend Unmengen kosten. Oft hilft auch der Austausch mit anderen. Je leichter wir Nachhaltigkeit erklären, desto leichter geht es auch in die Köpfe. Nach dem Motto: Keep it simple and clear. Es muss in unsere DNA. Aber natürlich zählt am Ende des Tages auch der ökonomische Nachhaltigkeitsfaktor. Es muss sich langfristig rechnen.
Das Interview führte Kristin Hendinger. Bilder: © LTV SACHSEN/C.-I. Mokry
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Umwelt
Wir setzen uns entschlossen für eine klimaneutrale Zukunft des Luftverkehrs ein: Nicht nur bei der Infrastruktur am Boden, sondern auch bei der Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe für Flugzeuge. Diese großen Herausforderungen nehmen wir an, um aktiv unseren Beitrag für eine nachhaltige Luftfahrt zu leisten.
Verantwortung
Wir als Mitteldeutsche Flughafen AG sind der Nachhaltigkeit verpflichtet und orientieren uns dabei an den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Damit stellen wir sicher, dass nachhaltiges Handeln und Wirtschaften in unser Geschäftsmodell integriert wird und dauerhaft verankert ist.
Unternehmenspolitik
Gute Unternehmensführung bedeutet für uns, ethische Grundsätze, Integrität und Nachhaltigkeit stets im unternehme- rischen Handeln zu berücksichtigen. Dabei orientieren wir uns an geltendem Recht, dem Public Corporate Governance Kodex (PCGK) des Landes Sachsen und freiwilligen Selbstverpflichtungen.
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