Ausgabe März 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,
wenn sich ein breites Bündnis aus Luftfahrt- und Tourismusverbänden, Industrie und Gewerkschaften zu einem gemeinsamen Appell an die künftige Bundesregierung zusammenschließt, dann zeigt das deutlich: Die Luftfahrtbranche steht unter enormen Druck. Hohe Standortkosten, zunehmender internationaler Wettbewerb und hohe Investitionsbedarfe, um nachhaltige Technologien voranzutreiben, fordern entschlossenes politisches Handeln. Unser Ziel: Die Wettbewerbsfähigkeit sichern, Wertschöpfung erhalten, Arbeitsplätze schützen – und vor allem die Anbindung der Regionen stärken. Denn Luftverkehr ist nicht nur ein globales, sondern auch ein regionales Bindeglied.
Mehr über den gemeinsamen Appell lesen Sie in diesem Politikbrief.
Nun also braucht es Mut und Entscheidungswillen, die Weichen für eine zukunftsfähige Luftfahrt zu stellen. Die Reduzierung der Standortkosten, gezielte Infrastrukturmaßnahmen und die Unterstützung des Wachstums von Fracht und Tourismus sind zentrale Handlungsfelder.
Wir stehen für einen konstruktiven Austausch bereit!

Maret Montavon
Leiterin Kommunikation & Politikbeziehungen
1 Aktueller Branchenblick
Appell an die Politik
Im Zuge der laufenden Koalitionsverhandlungen und der bevorstehenden Regierungsbildung fordert ein breites Bündnis aus Luftfahrt- und Tourismusverbänden, Industrie und Gewerkschaften ein klares Bekenntnis der neuen Bundesregierung zur Luftfahrt 'Made in Germany'.
Die Luftfahrt ist eine Schlüsselbranche für Wirtschaft und Innovation. Mit mehr als 1,5 Millionen Arbeitsplätzen und einem Beitrag von 140 Milliarden Euro zum deutschen BIP ist sie unverzichtbar für den Standort Deutschland. Die Luftfahrtindustrie ist geprägt von Innovation und Hochtechnologie, nimmt weltweit eine Führungsrolle ein. Weitere Zukunftsinvestitionen in klimaschonende Technologien sind entscheidend für die Transformation und die Stärkung des Wirtschafts- und Hightech-Standortes Deutschland bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele.
Doch steigende staatliche Abgaben und überbordende Bürokratie setzen die Branche unter Druck und schränken Handlungsspielräume massiv ein. Hinzu kommen externe Faktoren wie die mangelnde Verfügbarkeit von Flugzeugen oder die Sperrung des russischen Luftraums, die zusätzliche Belastungen mit sich bringen. Die neue Bundesregierung muss diese Themen auf die Tagesordnung setzen. Das Bündnis hat daher acht konkrete Maßnahmen benannt, die die Standortkosten senken, die Wettbewerbsfähigkeit herstellen, Zukunftstechnologien fördern und Arbeitsplätze sichern.
Zum Weiterlesen:
- Die Kernforderungen sind unter www.bdl.aero/appell-luftfahrtstandort abrufbar.
- Lesen Sie auch dazu das Interview vom Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Luftfahrt (BDL), Joachim Lang in der Leipziger Volkszeitung (ebenso in der Sächsischen Zeitung) erschienen.
170 Jobs pro Jet: Die Rechnung der Wertschöpfungskette geht auf
Hohe staatliche Gebühren wie die Luftverkehrsteuer stellen für Airlines und damit für die Flughäfen in Deutschland eine erhebliche Belastung dar. Im internationalen Vergleich verlieren heimische Anbieter zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Dabei zeigt sich: Eine Senkung der Standortkosten wäre ein starker Hebel für Wachstum, Beschäftigung und Investitionen.

Allein durch den Einsatz von 30 zusätzlichen Flugzeugen könnten jährlich bis zu 2,2 Milliarden Euro an direkter und indirekter Wertschöpfung generiert werden. Hinzu kommt ein erheblicher Beschäftigungseffekt: Laut einer Berechnung des Bundesverbandes Deutscher Luftfahrt (BDL) entstehen pro stationiertem Flugzeug rund 170 neue Arbeitsplätze – von Cockpit und Kabine über Wartung bis zur Administration. Die Abschaffung der Luftverkehrsteuer würde nicht nur für faire Bedingungen im internationalen Wettbewerb sorgen, sondern auch neue unternehmerische Spielräume schaffen – insbesondere für Investitionen in klimafreundliche Technologien.
Sicher. Resilient. Einsatzbereit: Wie das neu beschlossene Infrastrukturpaket Flughäfen stärkt
Mit dem beschlossenen Infrastrukturpaket der Bundesregierung rückt auch die Rolle der Flughäfen als kritische Infrastruktur stärker in den Fokus. Für die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden bedeutet das eine konkrete Chance, gezielt in Sicherheit, Resilienz und Verteidigungsfähigkeit zu investieren – insbesondere vor dem Hintergrund einer gesamtstaatlichen Vorsorge im Bündnisfall.
Aktuell werden auf Bundesebene die konkreten Investitionsfelder definiert, bei denen Flughäfen berücksichtigt werden können. Die Mitteldeutsche Flughafen AG bringt sich gemeinsam mit dem Branchenverbund aktiv in diesen Prozess ein.
Deutschlands neue Rolle als logistische Drehscheibe im Verteidigungsfall setzt auf den Einsatz privater Luftverkehrsunternehmen, Speditionen und weiterer ziviler Akteure. Der Flughafen Leipzig/Halle bringt hier bereits heute eine hohe Expertise mit – sowohl durch seine bestehende Infrastruktur als auch durch die Erfahrung im internationalen Frachtumschlag und in der Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen.
Das Infrastrukturpaket bietet die Chance, dieses Potenzial gezielt auszubauen – auch im Krisenfall. Das Sondervermögen ermöglicht es, lang notwendige Maßnahmen endlich umzusetzen: die Sanierung von Flugbetriebsflächen, der Modernisierung von Energiezentralen sowie Investitionen in digitale Sicherheitssysteme und moderne Drohnenabwehr.
Auch die Landespolitik kann hier Impulse setzen – etwa durch die gezielte politische Flankierung gegenüber dem Bund, die Unterstützung von Antragsverfahren oder die Ko-Finanzierung ergänzender Projekte. Die Flughäfen Mitteldeutschlands sind bereit.
2 Neue Dynamik im Frachtgeschäft: Logistikpartner SHAOKE möchte am LEJ weiter wachsen
Die Nachfrage im chinesischen E-Commerce nimmt insbesondere in Deutschland weiter zu – und mit ihr der Bedarf an zuverlässiger Luftfrachtlogistik. Ein zentraler Player in diesem Bereich ist das Unternehmen SHAOKE Logistics, das mit wachstumsstarken Onlineplattformen u.a. wie Temu und Shein zusammenarbeitet. SHAOKE beabsichtigt, seine Präsenz am Flughafen Leipzig/Halle deutlich auszubauen: Statt derzeit zwei wöchentlicher Flüge sollen künftig deutlich mehr Verbindungen zwischen China und Mitteldeutschland realisiert werden.
Dabei ist klar: Die Debatte um faire Wettbewerbsbedingungen und die regulatorische Einordnung chinesischer Plattformen ist in vollem Gange. Gleichzeitig zeigt das Beispiel SHAOKE, wie sich internationale Logistikstrukturen in Europa verlagern – und welche Rolle der Flughafen Leipzig/Halle mit seiner Lage, Infrastruktur und Frachtexpertise dabei spielen kann.
Um die damit verbundenen Chancen verantwortungsvoll zu nutzen, braucht es gut abgestimmte Prozesse sowie eine leistungsfähige Abwicklung im gesamten System. SHAOKE verdeutlicht, welches Potenzial in der Verbindung aus globaler Digitalisierung und regionaler Logistikkompetenz steckt – und wie sich der Flughafen Leipzig/Halle als ernstzunehmende Alternative zu Frachtdrehkreuzen wie Lüttich positionieren kann.
Weitere Informationen
- Lesen Sie hierzu die Artikel in der Leipziger Volkszeitung und Mitteldeutsche Zeitung.
- CEO Shaoke Stone Chi im Interview mit den Mitteldeutschen Flughäfen
3 Kurs auf schwarze Null: Wie die Mitteldeutschen Flughäfen sich für die Zukunft aufstellen
Bereits zwischen 2021 und 2023 hat die Mitteldeutsche Flughafen AG mit dem Restrukturierungsprogramm „Zukunft 23“ (Z23) frühzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert – und dabei mehr als 10 Millionen Euro aus eigener Kraft eingespart. 2024 wurde dieser Weg konsequent weitergeführt: Mit dem neuen Programm „Zukunft 30“ (Z30) haben die Mitteldeutschen Flughäfen ihren Kurs hin zu wirtschaftlicher Stabilität und Zukunftsfähigkeit nochmals geschärft. Ziel: bis 2026 die schwarze Null erreichen – auf Basis klarer Entscheidungen und gemeinsamer Anstrengungen. Im Zentrum des Programms stehen drei Kernmaßnahmen: die Senkung von Personal- und Sachkosten, die Optimierung von Prozessen inklusive Digitalisierung sowie eine Neustrukturierung / Dimensionierung der Organisation.
Bereits heute sind erste Erfolge sichtbar: Ein Einsparziel von fast 40 Millionen Euro bis 2026 aus eigener Kraft ist formuliert, ein qualifizierter Einstellungsstopp wurde umgesetzt und die deutliche Reduktion von Sachkosten eingeleitet. Zur Optimierung der Prozesse vor Ort wurden zwei Standortleiter jeweils für den Flughafen Dresden und den Flughafen Leipzig/Halle bestimmt. Sie sorgen vor Ort dafür, operative Prozesse zu bündeln, dadurch effizienter zu gestalten und gezielt zu steuern. Für den Standort Leipzig/Halle wird Moritz Küppers als Standortleiter berufen. Für den Standort Dresden tritt Steve Hohenberger als Standortleiter an. Damit zeigt sich: Restrukturierung bedeutet nicht Stillstand – sondern Kurskorrektur mit klarem Zukunftsbild. Dafür brauchte es auch die finanzielle Basis. Mit dem Kreditvertrag von August 2024 und der Unterstützung der Gesellschafter Sachsen und Sachsen-Anhalt ist die Finanzierung bis mindestens Ende 2026 gesichert. Die langfristige DHL-Vertragsverlängerung bis 2053 legt das Fundament für eine zukunftssichere Entwicklung.
Parallel dazu wurde der Fokus auf Zukunftsfelder wie Logistik, Passage und Flächenentwicklung geschärft. Insbesondere im Non-Aviation-Bereich konnten substantielle Erlössteigerungen erzielt werden – ein zentraler Baustein, um Konjunkturflauten zu kompensieren.


Sie haben hier eine Erfolgsgeschichte aus der Vergangenheit mit einer schönen Perspektive, was in der Zukunft alles möglich ist, aber in der Gegenwart die Herausforderung, das alles betriebswirtschaftlich irgendwie möglich zu machen.
Götz Ahmelmann
CEO
Im Zuge der laufenden Restrukturierung werden auch Entscheidungen getroffen, die nicht immer populär sind. Dazu gehört, dass ausgewählte Mitgliedschaften, regionale Förderinitiativen sowie das Nachbarschaftssponsoring derzeit nicht weiter begleitet werden können. Diese Maßnahmen wurden bewusst auf Pause gesetzt – nicht leichtfertig, aber notwendig, um das übergeordnete Ziel einer wirtschaftlich tragfähigen Unternehmensbasis nicht aus dem Blick zu verlieren.
Der eingeschlagene Kurs ist anspruchsvoll – aber realistisch. Die ersten Etappenziele sind erreicht. Nun gilt es, die Transformation konsequent weiterzuführen.
Lesen Sie hierzu
- Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Fiebertraum in der Nacht, Dornröschenschlaf am Tag“
- CEO Götz Ahmelmann im Interview mit der Leipziger Volkszeitung und Sächsischen Zeitung
4 Das Beste zum Schluss
Neue Heimat für Sonnenziele: Marabu baut größte Basis in Leipzig/Halle auf
Marabu Airlines hebt ab – und zwar von Leipzig/Halle. Im Frühjahr 2025 eröffnet die estnische Airline hier ihre größte Basis in Deutschland. Drei stationierte Flugzeuge werden künftig zahlreiche Sonnenziele ansteuern. Ein Großteil der neuen Verbindungen basiert auf früheren Flugzielen der Schwester-Airline Condor, die von Marabu übernommen wurden. Die Condor selbst bleibt weiter mit einer Maschine am LEJ stationiert. Die Entscheidung für Leipzig/Halle zeigt: Der Standort überzeugt – mit operativer Professionalität und großem Wachstumspotenzial.

Reiselust in Serie: SZ-Reisen erweitert Angebot ab DRS und LEJ
Auch im touristischen Chartersegment zeigt sich Bewegung. Der Reiseveranstalter SZ-Reisen setzt 2025 auf Wachstum – mit neuen exklusiven Direktflügen ab Dresden und erstmalig ab Leipzig/Halle. Besonders beliebt: Ziele in Italien, Griechenland und Spanien. Im Herbst folgen weitere Verbindungen, etwa nach Kalabrien oder Zakynthos.

Sommer, Sonne, Wachstum: Warum der Flugplan 2025 für Aufwind sorgt
Der Sommerflugplan 2025 bringt Rückenwind für beide Flughäfen. Besonders eindrucksvoll: In Dresden steigen die Flüge nach Antalya um satte 63 Prozent – ein deutliches Signal für die starke Nachfrage im touristischen Bereich.
Auch der Flughafen Leipzig/Halle punktet mit neuen, attraktiven Zielen: Erstmals stehen Kalabrien und Zakynthos auf dem Flugplan. Auch Chania ist wieder mit dabei (Marabu). WIZZ Air erweitert das Angebot ab Leipzig/Halle und bietet neben Tirana und Bukarest ab Mai auch zwei Mal wöchentlich Varna an. Turkish Airlines erhöht ihre Frequenz nach Istanbul auf tägliche Verbindungen, während Freebird Airlines erneut Skopje anfliegt.
Reiseveranstalter, Airlines und Flughäfen ziehen an einem Strang – das Ergebnis: mehr Auswahl, bessere Anbindung und gestärkte Standortattraktivität. Der Sommer 2025 beweist: Mitteldeutschland ist offen für Meer und mehr.
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