Der Blick aus den großen Fenstern reicht weit übers Flugfeld bis zu den Baukränen der neuen Chipfabrik; zudem spiegeln knapp 100 Bildschirme nahezu jeden Winkel des Flughafens. Von der Verkehrszentrale aus steuern und überwachen Spezialisten praktisch alle operativen Vorgänge auf dem Flughafen, die nicht unmittelbar mit den Starts und Landungen zu tun haben. Und hier ist auch der Arbeitsplatz von Erik Löser, seit drei Jahren Verkehrsleiter vom Dienst. Bei ihm laufen die Informationen von und für Airlines, Abfertiger und Dienstleister zusammen.

Baustellen und Testflüge sind bekannt

„Überall dort, wo es eine Abweichung vom normalen Betrieb gibt, muss ich die Konsequenzen vorausdenken“, beschreibt der Verkehrsingenieur einen wichtigen Teil seines Jobs.  Über geplante Prozesse wie Baustellen oder Testflüge wird er bereits zu Schichtbeginn informiert, doch in den meisten Fällen muss er auf Unerwartetes oder schwer Vorhersehbares reagieren. So kann es passieren, dass ein Flugzeug nicht wie vorgeschrieben rollt oder parkt, dass Tiere auf den Flächen unterwegs sind oder „fremde Objekte“ (FOD) an Stellen liegen, wo sie nicht hingehören. 

Wetter sorgt häufig für Änderungen

Naturgemäß sorgt häufig das Wetter dafür, dass Pläne durcheinandergeraten und schnell Ausweichlösungen gefunden werden müssen. Dabei darf Erik Löser nicht nur die Prognosen für die eigene Region im Blick haben.

„Ein Gewitter über Heraklion führt wahrscheinlich zu einer verspäteten Ankunft in Dresden“, nennt er ein Beispiel. „Dadurch kann sich der Rückflug bis in die Nacht hinein verzögern. Um dann noch starten zu dürfen, braucht es eine Ausnahmegenehmigung.“

In letzter Zeit sei Dresden vermehrt zum Ausweichflughafen für Berlin, Prag und teilweise auch Leipzig geworden. „Trotz der scheinbar geringen Distanzen kann das Wetter sehr unterschiedlich sein“, erklärt Löser. 

Wenn ein Flugzeug außerplanmäßig landet, werde unter anderem überlegt, ob die Passagiere aussteigen sollen oder ob es nach kurzem Stopp weitergeht – und ob vor dem Weiterflug noch getankt werden muss. „Fällt ein Flug aus, lenken wir die Leute in den Ankunftsbereich, wo sie ihr Gepäck zurückbekommen.“ 

Hilfe bei einem Missgeschick

Manchmal werden Löser und seine Kollegen auch bei einem individuellen Missgeschick um Hilfe gebeten. „Kürzlich machte ein britischer Pilot eines Kleinflugzeugs einen Tankstopp in Dresden. In Polen stellte er dann fest, dass er seinen Pass verloren hatte. Wir haben alle gesucht und ihn schließlich dort gefunden, wo das Flugzeug gestanden hatte. Ohne Pass hätte der Pilot nicht so leicht wieder in sein Heimatland einreisen dürfen.“ Bei gleichzeitigen Anliegen setzt der Verkehrsleiter natürlich Prioritäten: An oberster Stelle stehen das Einhalten des Flugplans und die Wahrung öffentlicher Interessen. 

Dass er nie weiß, was der Tag bringt, macht für Erik Löser den besonderen Reiz seines Jobs aus – hinzu kommt der außergewöhnliche Arbeitsplatz. Schon als Junge stand er mit der Kamera am Zaun, später arbeitete er als Werkstudent am Flughafen, und nach dem Diplomabschluss an der TU Dresden stieg er vor 16 Jahren „richtig“ ein. „Kurz danach bekam ich zufällig einen freien Platz auf einem Rundflug mit der Tante Ju“, erinnert er sich. „Wir flogen bis in die Sächsische Schweiz und sahen sie im besten Sonnenuntergang.“ 

Einen weiteren „besonderen Flughafenmoment“ erlebte Löser im vergangenen Jahr: „Eine alte Dame hatte sich zum 100. Geburtstag einen Rundflug gewünscht. Sie kannte den Flughafen Dresden von Beginn an und war auf berührende Weise begeistert.“

Interview: Birgit Hilbig