Hinter den Kulissen
In unserer Rubrik #Jobprotokoll geben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Flughafen einen ganz persönlichen Einblick in ihren Arbeitsalltag.
Als Safety Manager muss Florian Guhr Risiken erkennen um Unfälle zu vermeiden.
Damit es gar nicht erst kracht
Gebrochene Bodenplatten, verblasste Linien, herumliegende Bauteile oder brütende Vögel: Auf dem Flughafengelände sind das keine Kleinigkeiten. Denn jede Unregelmäßigkeit könnte zur Beschädigung von (Luft-)Fahrzeugen, Verletzung von Personen und im schlimmsten Fall zu ernsthaften Kollisionen führen. Solche Unfallrisiken zu erkennen und auszuschalten, ist die Aufgabe aller Mitarbeitenden, doch die Fäden laufen bei Safety Manager Florian Guhr zusammen.
Er sorgt dafür, dass zum Beispiel die Kontrollen auf den Flughafenflächen mindestens so regelmäßig stattfinden, wie es vorgeschrieben ist, und dass Vorfälle gründlich analysiert werden: Wie konnte es dazu kommen? Und wie müssen die Abläufe verändert werden, um künftig Ähnliches zu vermeiden? „In Deutschland sucht man noch immer jederzeit nach Schuldigen, aber das ist vollkommen kontraproduktiv. Wir suchen die Fehler in unseren Prozessen.“ Das sei nicht nur in der Luftfahrt als „Just Culture – gerechte Fehlerkultur“ bekannt. Aktuell arbeitet der 29-Jährige beispielsweise an einer „Risiko- und Gefährdungsbeurteilung“ für anstehende Bauarbeiten auf dem Gelände. „Ich schätze nicht nur das Gefahrenpotenzial ein“, berichtet er, „sondern lege gemeinsam mit den Fachabteilungen auch fest, welche Prozesse vorübergehend angepasst werden müssen. Schließlich soll der Flughafenbetrieb sicher und reibungslos weitergehen.“ Je nach Situation arbeitet er dabei mit der Verkehrsleitung, der Bau- und der Umweltabteilung sowie dem Bodenverkehrsdienst zusammen.
Vögel schonend fernhalten
In den derzeitigen Frühsommer fällt auch die Großflächenmahd rund ums Flughafenareal. „Dann beobachten wir einige Zeit lang ein verstärktes Vogelaufkommen“, so Florian Guhr. „Und das erhöht natürlich die Gefahr von Vogelschlägen.“ Vor allem junge Tiere könnten die besondere Situation am Flughafen noch nicht richtig einschätzen und hielten keinen ausreichenden Abstand. „Deshalb werden sie vor Flugereignissen unter anderem mit Knallkanonen schadenfrei vergrämt.“
Vögel sollen nicht verletzt, sondern schonend ferngehalten werden, lautet das Credo des Safety Managers: So werden durch den Vogelschlagbeauftragten unter anderem Zugrichtungen beobachtet und potenzielle Futterquellen kontrolliert. Sicher auch deshalb kommt es in Dresden selten zu schwerwiegenden Zusammenstößen zwischen Flugzeug und Tier. Das letzte Mal, so erinnert sich Guhr, sei ein Vogel ins Triebwerk geraten und habe einen Flammenausschlag aus dem Triebwerk verursacht. „Die Maschine musste zwar am Boden bleiben, aber sonst ist Job vorstellen“, bekennt der gebürtige Kamenzer, der Abschlüsse in Wirtschaftsingenieurwesen sowie Luftverkehr und Logistik hat.
Woanders „abgucken“
Die Entscheidung für den Flughafen Dresden fiel allerdings eher spontan. „Nach der Masterarbeit flog ich von Dresden aus mit Ryanair in den Urlaub“, erzählt er. „Aus dem Fenster der Maschine sah ich zufällig das General Aviation Terminal, an dem wohl zum Schichtwechsel ein reger Mitarbeiterbetrieb herrschte. Da wusste ich, dass ich richtig Lust auf Flughafen habe.“ Für die Teilnahme am Trainee-Programm sagte er eine bereits sichere Stelle ab, und schon nach drei von fünf geplanten Traineestationen kam das passende JobAngebot. Privat sieht sich Florian Guhr nicht als Vielflieger: Stattdessen achtet er auf seinen CO2-Fußabdruck und sucht immer nach der sinnvollsten Möglichkeit der Fortbewegung. „Ich fahre gerne mit dem Zug, doch das Kribbeln bei Start und Landung hat Suchtpotenzial.“ Wenn er irgendwo anders landet, schaut er zuerst, ob er irgendetwas „abgucken“ kann. „Der Urlaub beginnt erst nach dem Verlassen des Flughafengeländes.“
Interview: Birgit Hilbig
