Brandheiß Hinter den Kulissen der Flughafenfeuerwehr

In unserer Rubrik #Jobprotokoll geben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Flughafen einen ganz persönlichen Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Brandmeisteranwärterin Sophie Richter, 25 Jahre, und Gruppenführer Karsten Stephan, 50 Jahre. Ein „alter Hase“ und ein „Jungspund“ – wie schauen sie auf die tägliche Arbeit in der Flughafenfeuerwehr?

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Sophie Richter Brandmeisteranwärterin

Bevor ich hier angefangen habe, wusste ich nicht, dass es überhaupt eine Flughafenfeuerwehr gibt. Ich wollte eigentlich Polizistin werden. Aber ich bin im Einstellungsverfahren wegen meiner Brille rausgefallen. Da bin ich auf den Beruf Notfallsanitäter gestoßen, das fand ich auch cool. Ich wollte immer einen Job haben bei dem ich früh auf Arbeit komme und nicht weiß, was ich machen werde. Komplette Büroarbeit – darauf hatte ich keine Lust. Nach meiner Ausbildung zur Notfallsanitäterin bin ich 2021 zum Flughafen gekommen. Ich habe einen Arbeitgeber gesucht, bei dem man 24 Stunden am Stück arbeitet. Das kann ich mit Familie und Freizeit am besten vereinen. Dann kam die Ausschreibung für die Brandmeisterausbildung und ich dachte: „Das probierst du!“ Seit März 2023 bin ich nun Notfallsanitäterin und Brandmeisteranwärterin.

Wir haben drei Wachabteilungen und drei Wachen. Ich bin meist in der Feuerwache West, weil hier der Rettungsdienst stationiert ist. Wir haben hier eine Attrappe, an der alles geübt wird. Da ist eine komplette Passagiermaschine
nachgestellt und verschiedene Brände können simuliert werden. In den Wärmegewöhnungsanlagen, kurz WGA, ist es richtig dunkel, es qualmt, es ist heiß. Da üben wir Menschenrettung und das Löschen unter Realbedingungen.

"Da fährt der Puls schon höher."

Ich war noch nicht lange hier, da hatten wir einen „Full Emergency“. Das war ein voll besetztes Flugzeug, knapp 150 Leute, bei dem es ein Reifenproblem gab. Da fährt der Puls schon höher.
Man lernt in der Ausbildung, wie man emotional mit schwierigen Einsätzen umgehen kann. Am Ende entwickelt man seine eigene Strategie. Ich mache einen Haken dran, wenn ich sagen kann: Ich habe alles gemacht, was ich konnte. Mehr ging nicht. Wir haben aber auch die Möglichkeit, uns professionelle Hilfe zu holen, wenn wir einen Einsatz nicht aus dem Kopf bekommen.

Ich wünsche mir generell, dass mehr Frauen zur Feuerwehr kommen. Im Moment bin ich hier die einzige unter 100 Feuerwehrleuten. Ich finde es wichtig, dass es gemischte Teams gibt. Das bringt einfach noch mal andere Aspekte hinein, das sagen auch die Jungs selbst. Am Ende geht es aber vor allem darum, ins Team hineinzupassen. Durch die 24-Stunden-Dienste verbringt man einfach sehr viel Zeit am Stück mit denselben Menschen. Da sollte man
sich schon mögen!

Hier am Flughafen haben wir schon ein besonderes Umfeld. Immer wenn ich erzähle, wo ich arbeite, heißt es: „Cool, erzähl mal! Die großen Autos, die Technik.“ Das macht mich schon stolz. Und natürlich, dass ich Menschen etwas Gutes tun kann, dass ich in Notsituationen für sie da bin.

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Karsten Stephan Gruppenführer

Flexibilität ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Feuerwehrmanns am Airport. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Man kann es mit einem brennenden Feuer vergleichen. Auch wenn die Ausgangslage ähnlich ist, ist jedes Feuer anders.
Seit 2007 bin ich bei der Flughafenfeuerwehr und mache meinen Job noch immer mit Leidenschaft. Flugzeuge haben mich schon früher fasziniert. Nach meiner Lehre bei der Bahn bin ich zu einer Fluggesellschaft gewechseltund habe dort viele Jahre gearbeitet. Doch die Zeiten ändern sich, man wird älter, und es musste ein anderes Schichtmodell her, das besser mit der Familie vereinbar ist. Ich hörte, dass der Airport Personal für die Flughafenfeuerwehr suchte. Da ich mich seit meinem 16. Lebensjahr aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Kabelsketal engagiere und mich voll damit identifiziere, habe ich den Sprung gewagt und mich beworben.

Jeder Feuerwehrmann hat neben den Einsätzen noch weitere Sonderaufgaben. Wir müssen zum Beispiel eine Schlauchwäsche durchführen und pflegen unsere Atemschutzgeräte selbst. Auch die rund 5.000 Feuerlöscher am Airport, die Verbandskästen und die verschiedenen feuerwehrtechnischen Anlagen werden regelmäßig gewartet und geprüft. In unserer Ausbildungswache bilden wir uns selbst fort, bieten aber auch für externe Gruppen Lehrgänge an. Manche Schulungsteilnehmer kommen sogar aus dem Ausland, da wir einen hervorragenden Ruf haben.

„Im Ernstfall gibt es keine zweite Chance.“ 

Alle zwei Jahre gibt es gemeinsam mit anderen Abteilungen und Behörden eine große Übung, bei der wir die Alarmierungswege und die praktischen Abläufe üben. Diese und andere Übungen sind extrem wichtig, um Optimierungspotenzial zu finden. Denn im Ernstfall gibt es keine zweite Chance. Man muss das eintrainierte Schema genau abarbeiten, alle Alarmstichworte müssen sitzen und ich muss meinem Kollegen zu 100 Prozent vertrauen können, dass der mich im Fall einer Katastrophe aus dem brennenden Flugzeug rauszieht. Kameradschaft und Vertrauen sind das Allerwichtigste. Man kennt die Stärken und Schwächen des Teams und verfolgt stets das gemeinsame
Ziel, dass sich Passagiere und Mitarbeiter auf die Flughafenfeuerwehr verlassen können.

Man kann schon sagen, dass ich meine Hobbys zum Beruf gemacht habe. Ich reise gern, und im Urlaub sehe ich mir oft andere Feuerwachen an. Dabei bin ich noch nie abgewiesen worden. Wahrscheinlich ist mein Beruf eine Berufung, die weltweit zusammenhält.
Als Anwohner finde ich es schade, dass es ab Leipzig keine Langstreckenflüge für Passagiere mehr gibt und nur die Päckchen im Frachtverkehr von hier aus auf große Reise gehen. Bei der Entwicklung rund um den Flughafen muss die Infrastruktur Schritt halten. Neue Radwege sind dringend notwendig. Viele Flughafenmitarbeiter würden dann sicherlich auf dem Weg zur Arbeit das klimafreundliche Fahrrad nutzen.

Was mich immer noch am Airport packt? Die Sonnenaufgänge, gerade jetzt um 5 Uhr morgens. Das Farbenspiel, wenn die Sonne über der Ostwache oder über der Rollbrücke aufgeht, fasziniert mich jeden Tag aufs Neue.

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Einblicke und Erkenntnisse im Gespräch Drei Fragen an

André Worm Leiter der Werkfeuerwehren Leipzig/Halle und Dresden

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Wie viele Berufsfeuerwehrleute werden eigentlich gebraucht, um den Flugbetrieb am LEJ sicherzustellen?
Aktuell sind täglich 26 Feuerwehrleute im 24-Stunden-Dienst. Um zukunftssicher aufgestellt zu sein, ist es unser Ziel, dass täglich 31 Feuerwehrmänner und -frauen auf den Feuerwachen sind. Wir setzen alles dran, um das zu erreichen.

Welche Aufgaben hat die Flughafenfeuerwehr?
Wir stellen auf dem gesamten Flughafengelände, sowohl im öffentlich zugänglichen als auch im nicht öffentlichen Bereich, den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher. Auch die Durchführung der Notfallrettung in diesen Bereichen übernehmen wir und unterstützen mit unserem Rettungswagen den Landkreis Nordsachsen. Darüber hinaus gehören Hilfeleistungen technischer Art zu unseren Aufgaben, z. B. bei Verkehrsunfällen, Ölfleckbeseitigungen und Aufzugsbefreiungen. Also das übliche Aufgabenspektrum einer hauptberuflichen Feuerwehr – Flugzeuge und große Flugfeldlöschfahrzeuge, die gibt es allerdings nur bei uns.

Wie wird man eigentlich Feuerwehrfrau/-mann am Flughafen?
Feuerwehrmann oder -frau ist nicht nur ein Beruf, sondern auch Berufung. Gute Voraussetzungen hat, wer schon mal eine Verbindung zur Feuerwehr hatte und sich mit den Werten wie Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt identifizieren kann. Wir stellen hauptsächlich junge Menschen ein, die bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen zunächst ein Auswahlverfahren und werden anschließend über 24 Monate zu Berufsfeuerwehrleuten ausgebildet. Wir suchen jederzeit auch nach bereits ausgebildeten Feuerwehrleuten und Leitstellendisponenten. Na klar, auch wir stehen im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern und Feuerwehren bei der Nachwuchsgewinnung. Deshalb haben wir in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit geschaffen, den niedrigschwelligen Einstieg als Einsatzkraft bereits mit einer Ausbildung für freiwillige Feuerwehren zu ermöglichen.

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